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Vorgehen zur Spurensicherung

Situation entlasten:

Das Angebot zur sogenannten Verfahrensunabhängigen Spurensicherung ist für die Situation direkt nach einem Gewaltereignis gedacht. Häufig haben Frauen das Gefühl, nicht klar denken zu können, und fühlen sich mit der Entscheidung, ob sie Anzeige bei der Polizei stellen sollen, überfordert. Um die akute Situation von diesem Druck zu entlasten, bieten Ihnen die behandelnden Gynäkologinnen und Gynäkologen im Klinikum Kassel die Möglichkeit, Spuren der Tat zu sichern.

Spuren sichern:

Es geht um Spuren, die sich am Körper finden lassen. Falls Sie, wenn Sie die Notaufnahme aufsuchen, die Kleidung noch tragen, die Sie beim Vorfall getragen haben, können kleinere Kleidungsstücke wie Unterwäsche auch aufbewahrt werden. Wenn Sie Gelegenheit dazu haben, können Sie Wechselkleidung mitbringen, ansonsten wird Ihnen Ersatzkleidung gestellt. 

Bei der Untersuchung kommt ein von Expertinnen und Experten für das Land Hessen entwickelter, einheitlicher Dokumentationsbogen zum Einsatz. Abstriche etc. werden in einem speziellen Kit gesichert und dann zeitnah vom Klinikum Kassel an das Institut für Rechtsmedizin Gießen zur Aufbewahrung geliefert und dort so gelagert, dass sie als Beweise in einem möglichen Verfahren nützlich bleiben. Die garantierte Aufbewahrungsfrist für die materiellen Spuren ist zunächst auf mindestens ein Jahr festgelegt.

Wenn Sie sich innerhalb dieser Frist entscheiden, doch noch Anzeige zu erstatten, können die Spuren herangezogen werden und eventuell zu einer Verurteilung des Täters oder der Täter beitragen. 

Der Dokumentationsbogen wird länger aufbewahrt und würde gegebenenfalls ebenfalls bei einem Verfahren herangezogen.

Abwägen:

Vorbehalte gegen eine Anzeige können daher kommen, dass man sich schämt oder dass man Berichte darüber kennt, in denen eine Anzeige dazu führt, dass man das Erlebte oft wiederholen muss. Es wird nach Details gefragt, zu denen man aufgrund der Belastung in der Situation vielleicht nichts sagen kann. Es gibt die Sorge, dass einer nicht geglaubt wird. Auch die Angst vor dem Vorgehen von gegnerischen Anwälten bei einem Verfahren ist verständlich.

Diese Vorbehalte sind also nicht grundlos und man kann ihnen nicht eindeutig widersprechen. Aber seit vielen Jahren bemühen sich Polizei und Staatsanwaltschaften darum, den Opfern unterstützend zu begegnen und engagieren sich in vielen Arbeitskreisen zum Schutz von Frauen vor Gewalt.

Wenn die Polizei früh von einer Vergewaltigung erfährt, kann sie ggf. zusätzlich Spuren am Tatort sichern, und so die Chancen erhöhen, dass ein Täter gefasst und verurteilt wird.

Wägen Sie also ab, sobald Sie sich dazu in der Lage sehen, welches Vorgehen für Sie das Beste ist.

Rechtlicher Hintergrund:

Vergewaltigungen sind ein sogenanntes Offizialdelikt, dass bedeutet, dass Polizei und Staatsanwaltschaft die Straftat verfolgen müssen, wenn sie davon erfahren. Daher sind die Angebote zu Verfahrensunabhängiger Spurensicherung formal und organisatorisch ganz von diesen Institutionen getrennt. Regional sind die entsprechenden Stellen aber über das Projekt informiert und wissen, was zu tun ist, wenn Sie darauf verweisen, dass es gesicherte Spuren gibt.

Auf jeden Fall kann es gut sein, mit erfahrenden Beraterinnen über das zu sprechen, was Ihnen passiert ist. Hier finden Sie Kontaktdaten zu Beratungsstellen.